30.07.2016

Equal Pension Day - „5 vor zwölf – Altersarmut von Frauen“

Berlin / Nürnberg. Am 4. August ist es wieder soweit: Der Aktionstag „Equal Pension Day“ macht auf den Rentenunterschied zwischen Frauen und Männern aufmerksam.

Erstmals ins Leben gerufen hat ihn 2014 der Verband berufstätiger Mütter e.V. (VBM). Dieses Jahr steht der Tag unter dem Motto „fünf vor zwölf – Altersarmut von Frauen“. Dazu lädt der VBM interessierte Frauen und Männer am 4. August um 11.30 Uhr ins Nürnberger Multiplexkino Cinecitta in den Kinosaal 6 zu einer kostenlosen Fachveranstaltung ein, um gemeinsam über die Rentenerwartung von Frauen, insbesondere von Müttern zu diskutieren.

Der VBM will es nicht länger hinnehmen, dass laut der Studie des Bundesfamilienministeriums aus 2011 Frauen durchschnittlich knapp 60 Prozent weniger Rente als Männer erhalten bei eigen erworbenen Ansprüchen. „Dieser immense Rentenunterschied zwischen den Geschlechtern ist nicht nur dramatisch, sondern zeigt deutlich auf, wie wichtig es ist, gute Rahmenbedingungen zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie – für Frauen und Männer – in jeder Station im Lebenslauf zu bieten“, so Cornelia Spachtholz, Vorstandsvorsitzende des VBM. Auf dem Podium erwarten wir zum Equal Pension Day Fachfrauen wie Doris Reinecke, die Leiterin des Nürnberger Bündnis für Familie, und Claudia Specht, Vorsitzende von erfolgsfaktor FRAU. Des Weiteren positionieren sich verschiedene Stadträte/innen der Stadt Nürnberg für ihre Fraktionen mit Lösungsansätzen. Passend zum Veranstaltungsort zeigt der VBM in diesem Rahmen die eigens zum Equal Pension Day produzierten Kino-Spots.

„Unser Rentensystem spiegelt nur die Erwerbsleistung wider und nicht die Lebensleistung – wie aber sollen Mütter zur gleichen Erwerbsleistung kommen, wenn die Bedingungen dazu immer noch so denkbar schlecht sind?“, fragt Spachtholz. Schließlich sind Frauen traditionell noch immer hauptverantwortlich in der Familie zuständig – von Betreuung und Erziehung, über Bildungsbegleitung der Kinder bis zur Pflege der Angehörigen. Die Rahmenbedingungen unseres Systems und unsere Kultur lasse eine ähnliche Karriere, wie Männer sie verfolgen, kaum zu. Und es werde zudem durch die Gesetze in Steuer-. Sozial- Familien- und Melderecht zementiert: Wie zum Beispiel das Ehegattensplitting in Kombination der beitragsfreien Mitversicherung des geringverdienenden (Ehe-) Partners anstelle einer Individualbesteuerung mit Freibeträgen und Kindergrundsicherung. Oder auch Elternzeit und ElterngeldPlus, die zwar eine partnerschaftliche, aber nicht zwingend egalitäre Aufteilung von Kinderbetreuung und -erziehung vorsehen. Bis hin zum Trennungsfall der Eltern, nach dem die Kinder im Alltag nur noch von einem Elternteil – meist der Mutter – betreut werden, also das Leitbild „Residenzmodell“ vorherrscht anstelle eines „Wechselmodells mit Doppelresidenz“.

„Aber nicht nur die rechtlichen Rahmenbedingungen rühren aus einer Zeit, die den modernen Familienformen von heute nicht mehr gerecht werden und nach wie vor die ‚Ein-Ernährer-Familie‘ manifestieren. Auch die Arbeitswelt trägt dazu bei, dass in der Regel insbesondere Mütter nicht adäquat ihrer Ausbildung und im Vergleich zu ihren Partnern existenzsichernde Einkommen mit einem Auskommen im Alter generieren können“, stellt Spachtholz fest. Und so fordert sie gemeinsam mit dem VBM beispielsweise volle Sozialversicherungspflicht ab dem 1. Euro mit der Abschaffung von Minijobs, Entgeltgleichheit, Wege aus der Präsenzkultur im Sinne von „Effizienz statt Präsenz“, Familienzeit als Karrierebaustein, Führen in Teilzeit, Quote an Teilzeitkräften auf allen Führungsebenen mit aktiver Alltags-Familienverantwortung sowie das Ende von Kettenbefristungen und vielem mehr.

„Parallel dazu brauchen wir eine gute verlässliche Betreuungs- und Bildungsinfrastruktur, bedarfsgerecht in Qualität und Quantität“, ergänzt Cornelia Spachtholz. Für die Chancengleichheit aller Kinder und als wichtiger Baustein zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie fordert sie bundeseinheitliche Standards, die Durchlässigkeit des Systems, den Ausbau der gebundenen rhythmisierten Ganztagsschule verbunden mit einem Rechtsanspruch auf einen Ganztagsplatz von 0-14+ Jahren.

 

Kurz und knapp:

Fachveranstaltung zum Equal Pension Day

Am 04. August 2016,  um 11.30–13 Uhr

Im Multiplexkino Cinecitta, Gewerbemuseumsplatz 3, 90403 Nürnberg / Kinosaal 6

Um Anmeldung wird gebeten unter kontakt@equalpensionday.de

Herzliche Einladung:

Seien Sie unser Gast und bringen Sie sich ein, wenn wir mit unserem erstklassigen Podium diskutieren: Doris Reinecke, Leiterin des Nürnberger Bündnis für Familie und Claudia Specht, Vorsitzende von erfolgsfaktor FRAU sowie verschiedene Stadträte/innen der Stadt Nürnberg, die sich für ihre Fraktionen zum Thema lösungsorientiert positionieren.

Informieren sie sich bei Popcorn & Co und freiem Eintritt zum Thema „Gender Pension Gap“ über Hintergründe und Lösungsansätze für die Zukunft.

Nach der Fachveranstaltung werden wir gemeinsam in die Innenstadt ziehen, um Bürgerinnen und Bürger auf den Aktionstag hinzuweisen und zur Altersarmut von Frauen zu sensibilisieren.

Parallel hierzu findet auch auf den Straßen Berlins eine Postkartenaktion statt, um Menschen auf den Aktionstag aufmerksam zu machen und zur Thematik der Altersarmut von Frauen, sowie dem enormen Rentenunterschied zwischen den Geschlechtern zu sensibilisieren.​

Für Rückfragen steht Ihnen Cornelia Spachtholz gerne persönlich zu Verfügung unter

Mobil +49 (0)178 5141638

Wir freuen uns auf Euch / Sie!

  • Cornelia Spachtholz, VBM

    Statement
    "Mit dem neu etablierten Aktionstag möchten wir junge Paare, Mütter und Väter sensibilisieren, in ihre heutigen Entscheidungen zur Vereinbarkeit auch die langfristigen Folgen für ihre zu erwartenden Alterseinkünfte zu berücksichtigen. Wir möchten auch die Entscheiderinnen und Entscheider der politischen Ebene sowie der Wirtschaft anmahnen, die Handlungsempfehlungen des 1. Gleichstellungsberichts der Bundesregierung aus 2011 sowie die Ergebnisse der Evaluation der ehe- und familienpolitischen Leistungen zu berücksichtigen bzw. umzusetzen. Für eine echte Wahlfreiheit des Familien-, Arbeits- und Lebensmodells beider Geschlechter geht es um die konsequente Umsetzung des GG 3 (2). Es geht um Chancengleichheit und Geschlechtergerechtigkeit, und angesichts der Verlagerung heutiger Probleme in die Zukunft auch um Generationengerechtigkeit."

    Cornelia Spachtholz, Vorstandsvorsitzende des Verbandes berufstätiger Mütter VBM e.V.

  • Edith Schwab, VAMV

    „Alleinerziehende erbringen täglich eine enorme Leistung für ihre Kinder und für sich. Dass sie als Frauen im Alter mit zum Teil niedrigsten Renten abgespeist werden, ist unserer Gesellschaft unwürdig. Was fehlt, sind angemessene Rahmenbedingungen. Eine entschlossene und wirksame Politik zur Schließung des Gender Pension Gap ist aus Sicht des VAMV überfällig.“

    Rechtsanwältin Edith Schwab, ehemals Vorsitzende des Verbandes alleinerziehender Mütter und Väter, Bundesverband e.V.

  • Melanie Vogel, women&work

    „Der Equal Pension Day ist ein Aktionstag, den ich als Initiatorin und Veranstalterin der women&work nur zu gerne unterstütze, denn er zeigt: Geld verdienen darf für uns Frauen kein Luxus sein, sondern muss – im Sinne unserer persönlichen Zukunftsfähigkeit – zu einer Selbstverständlichkeit werden. Frauen und Männer werden im Zeitalter des demografischen Wandels in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft gebraucht. Auf Augenhöhe, gleichberechtigt und gleichwertig. Im Sinne einer innovationsfähigen und zukunftsgerichteten Gesellschaft ist es wichtig, an den entscheidenden Stellschrauben zu drehen, damit genau das möglich ist. Der Equal Pension Day hilft dabei, weil er sehr deutlich auf einen nicht tragbaren Missstand hinweist und alle Beteiligten aufruft, aktiv zu einer Verbesserung beizutragen.“

    Melanie Vogel, Geschäftsführende Gesellschafterin der AGENTUR ohne NAMEN, Veranstalterin der women&work

  • Hans-Georg Nelles, Bundesforum Männer

    "Mit der Unterstützung des ‚Equal Pension Days‘ verbindet das BUNDESFORUM MÄNNER die Erwartung, dass gesellschaftliche und rechtliche Rahmenbedingungen dahingehend beeinflusst werden, dass junge Männer und Frauen ihre Vorstellungen einer partnerschaftlichen Aufteilung von Erwerbs- und Familienarbeit auch als Väter und Mütter leben können und die in dieser Situation einvernehmlich getroffenen Entscheidungen im Übergang zum Ruhestand in Zukunft nicht mehr dazu führen, dass ein ‚Gender Pension Gap‘ entsteht."

    Hans-Georg Nelles, Geschäftsführender Vorstand Bundesforum Männer